Was fasziniert Dich an deinem Beruf? Michèle Keller lacht: «Wie lange hast Du Zeit?»

News —  7. April 2020

Ein Tag mit Michèle Keller, Malerin und Baustellenleiterin SMGV. Begleitet durch Graziella Jämsä vom Blog www.wortemalen.ch

Kurz vor 13 Uhr, Michèle Keller, Malerin und Baustellenleiterin SMGV der Urs Haller AG in Aesch, prüft die Ausrüstung im Wagen. Staubsauger, Schleifmaschine, Grundputzmasse zum Anrühren vor Ort – und Farbe. Aber die macht nur einen kleinen Teil des Equipments aus. Ich staune und das nicht zum letzten Mal. Denn an diesem Nachmittag darf ich Michèle Keller begleiten.

Auf dem Weg zur Kundin frage ich Mischi, wir sind sehr rasch beim «Du» angekommen, nach den Anfängen ihres Berufslebens. «Ich habe zuerst bei einem Kosmetikbetrieb geschnuppert, doch nach einem Tag bereits festgestellt: Das ist nichts für mich.» Etwa zur selben Zeit hat die Urs Haller AG in der Nachbarschaft umgebaut. «Ich fand das spannend, habe geschnuppert, die Lehrstelle bekommen und bin glücklich.»

Mittlerweile sind wir bei Barbara Graf in Walde angekommen. Die heutige Kundin führte selbst fast zwanzig Jahre lang ein Malergeschäft, kennt das Handwerk aus dem FF. Diesmal geht es um das Streichen von Dachbalken, das Auffüllen einer Fuge am Fensterrahmen sowie das «Zumauern» eines Kabelkanals, der für die Elektrik gelegt worden war. Während Michèle Keller Material und Maschinen aus dem Wagen holt, führt Barbara Graf mich durch das Haus. Sie zeigt mir, welche handwerklichen Finessen die Räume prägen. Barocke Stuckaturen an der Decke, passende Säulenkapitelle und die Wände. Diese wirken nicht einfach weiss. Es scheint als wären sie so an die Lichtverhältnisse angepasst, dass sie ein eigenes Strahlen haben.

Meine bisherige Vorstellung des Malerberufs hat sich als kindlich entpuppt. «Wieso was hast du denn gedacht, was wir machen?», will Mischi wissen. «Streichen», lautet meine Antwort. «Farbe, Pinsel und Rollen.» Sie lacht. «Das ist das Tüpfelchen auf dem i. Ein wichtiger, aber nicht der grösste Teil unserer Arbeit. Ich würde uns als Lebensraumgestalter bezeichnen.» Und diese Aufgabe nimmt Michèle Keller ernst. Vor 6 Jahren hat sie die Weiterbildung zur Baustellenleiterin absolviert. «Ich bin also die erste Ansprechperson auf einer Baustelle.» Ausserdem hat sie das Management der technischen Gerätschaften im Betrieb übernommen. «Und ich darf Lehrlinge ausbilden.»

Was fasziniert sie an ihrem Beruf? Michèle Keller lacht: «Wie lange hast Du Zeit?» Da seien Materialien, Farben, Tapeten oder technische Entwicklungen, die sie interessierten. «Ausserdem ist die Urs Haller AG keine Firma, die mal eben 100 Wohnungen weiss ausspritzt. Wir sind die vielseitigen Spezialisten für individuelle Gestaltungen. Das heisst, meine Arbeit ist abwechslungsreich, mein Wissen muss immer auf dem neuesten Stand sein und Genauigkeit ist oberstes Gebot.» Wenn die Kunden beim Abschluss glücklich strahlten, sei das wunderbar. «Einmal war der Auftrag das Streichen einer Wand in mehreren Farbschichten, die am Ende ein Relief ergeben. Und der Eigentümer liess mich mein «Werk» sogar signieren. Das war ein toller Moment.» Sie hält kurz inne bevor sie fortfährt: «Ich freue mich schon morgens, weil ich weiss, dass ich am Abend etwas geschafft habe, das von Dauer ist.»

Die Urs Haller AG, ihr Maler in Luzern.

Malerin, Michèle Keller in Ihrem voll ausgerüsteten Lieferwagen.